C
A
M
P
O
N
V
A
C
A
T
I
O
N
1
8
.
6
.
2
5
.
7
.
2
2

X

GRUPPE OHNE MAßSTAB

Die Gruppe bildet sich ausgehend von Mitgliedern des Kollektiv Crèmbach, dem Jugendgremium an der Städtischen Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München und ihren neuen Freund:innen. Impulsgebend waren insbesondere die dort ausgestellten Kollektive 无名画会 | Wuming Huahui | Gruppe ohne Namen und 新刻度小组 | Xin Kedu | Gruppe neuer Maßstab impulsgebend.

Die Mitglieder der Kollektive gehen bereits in jugendlichem Alter auf die Suche nach eigenständigen künstlerischen Ausdrucksformen und legen Ihren Fokus nicht auf das Werk, sondern den gemeinschaftlichen Prozess. Obwohl in sehr unterschiedlichen gesellschaftlichen Kontexten weisen die Arbeitsweise und Gruppenkonstellation der beiden Kollektive zahlreiche Parallelen zu denjenigen der Gruppe ohne Maßstab auf. Die Kollektive 无名画会 | Wuming Huahui | Gruppe ohne Namen und 新刻度小组 | Xin Kedu | Gruppe neuer Maßstab aus China befragen in einem dominanten kulturellen Umfeld festgeschriebene Definitionen von Kultur und entwickeln alternative Perspektiven. Die Vorhaben der chinesischen Kollektive sind sowohl in den Umbruchsjahren vor und nach der  Kulturrevolution im China der späten 1960er bis Mitte der 1990er Jahre als auch im zeitgenössischen Deutschland so visionär, weil sich sie sich als Gemeinschaft nicht nur den Zwängen der Gesellschaft, sondern auch denen des Kunstmarkts entziehen. Die für ein umfassendes Verständnis ihrer Arbeit notwendigen Kriterien fehlen – die Kollektive arbeiten ohne Maßstab. 

Veränderung liegt nicht in einer kompletten Umwälzung des Systems, sondern in der Aneignung und Umnutzung der Ressourcen. Wir nutzen die Spannungen, die durch die Reibung zwischen Reproduktion und Widerstand entstehen. Wir finden in jedem Problem einen positiven Aspekt, den wir uns als wachsende Gemeinschaft durch neue Freundschaften erschließen. Es entsteht ein Spannungsfeld zwischen der Parallelgesellschaft des Kollektivs und der Realgesellschaft. Das Kollektiv ermöglicht uns Freiräume um mit der Realgesellschaft umzugehen - wir bleiben aber offen.

Die Arbeit der Gruppe kann keine Auswirkung haben, wenn diese nicht über die Institution hinaus vermittelt wird. Die Gruppe widersetzt sich einem „Zoo Setting“, in dem das Projekt zur Schau gestellt wird, ohne dem Wohlbefinden der Gemeinschaft Rechenschaft zu tragen. Die Vermittlung der Arbeit wird durch mehrere Hürden, wie zum Beispiel geschlossene Ausstellungsräume bei fehlender Aufsicht, Eintrittskosten auch für Jugendliche und junge Erwachsene sowie fehlendem Budget für die geleistete Arbeit, erschwert. In den Projekten, die das Kollektiv Crèmbach bisher umgesetzt hat, werden die Inhalte des Museums durch junge Perspektiven erweitert. Dabei kommt es auch im Rahmen der documenta fifteen zur Aushandlung um die Verteilung von Ressourcen - finanzielle, materielle, symbolische (wie Deutungshoheit). 

Wer bestimmt, welche Ressourcen das Kollektiv bekommt? 

Wer bestimmt, wofür im Museum physischer, symbolischer und organisatorischer Raum besteht? 

Dieser Raum manifestiert sich auf verschiedenen Ebenen: digital (Website, Social Media, Soundcloud), diskursiv (Worüber wird intern im Museum gesprochen, was kommuniziert das Museum nach aussen?) und physisch (an Veranstaltungen im Museum).  Inwiefern und an welchen Stellen sich die Tätigkeit des Kollektivs langfristig auf die Institution auswirkt, ist seit seiner Gründung im Januar 2020 in stetiger Aushandlung. Genauso wie im Lenbachhaus stellt sich bei einer Teilnahme der Gruppe ohne Maßstab zu CAMP im Rahmen der documenta fifteen die Frage nach der Auswirkung seiner Tätigkeit auf die Institution.

Wie können wir unsere Utopie beschreiben? 

An welchen Punkten erreichen wir unsere Utopie? 

Wo erreichen wir sie noch nicht?

Welche Barrieren schaffen wir abzubauen, welche nicht?